Philharmonischer Chor Kiel

Mit Schmerz ins große Glück

Kieler Nachrichten, 20.06.2011

Von Christian Strehk

Kiel. Es ist so schön, wenn der Schmerz nachlässt, man endlich Engel singen hört und die Hoffnung, die man schon hat fahren lassen, wieder keimt. Franz Liszts Tondichtung Opus 47, „Eine Sinfonie zu Dantes Divina Commedia“ fasst dieses Gefühl in Musik. Und die Kieler Philharmoniker ergreifen zum Saisonabschluss die Chance, den für die deutsche und französische Musikgeschichte gleichermaßen zentral bedeutenden ungarischen Komponisten eindrucksvoll zu seinem 200. Geburtstag zu ehren.

Generalmusikdirektor Georg Fritzsch sucht und findet die pastos gemalten Extremkontraste in der heikel zerklüfteten Partitur, das mutig Hässliche und herrlich Schöne, die wuchtige Dramatik und das poetisch Verklärte. Er lässt konkret den Höllenhund in den Bratschen knurren und flammendes Inferno in vorimpressionistisch flimmerndes Himmelsleuchten übergehen. Alles wirkt reich gestaffelt vom abgründigen Bassklarinetten-Solo (Michael Pantel) bis zum sphärischen Harfen-Rauschen. Hier stecken die Vorbilder für den Schwiegersohn Richard Wagner und seine angeblich so neuen Farben in Tristan oder Ring des Nibelungen.

Im Finale mischen sich die von David Maiwald gut einstudierten Damen des Philharmonischen Chores ein – zunächst nur als Magnificat-Ahnung, dann immer konkreter und flankiert vom zauberhaft zarten Engelssopransolo Bogna Bernagiewicz’.

Zuletzt geändert am 29.09.2011