Nordische Rundschau, 29.04.1936
Verein der Musikfreunde
8. Symphoniekonzert
Mit dem VIII. Symphoniekonzert des VdM. klang die Kieler Konzertzeit festlich aus. Der Dirigent, das Orchester, die mitwirkenden Solisten und Chöre setzten freudig ihre ganze Kraft für diesen volltönenden, einen weiteren Abschnitt fruchtbarer Arbeit des VdM. abschließenden Ausklang ein. Wir werden in einem späteren zusammenfassenden Bericht über das Konzertleben unserer Stadt im vergangenen Winter diese Arbeit noch besonders beleuchten.
Das gestrige Konzert wurde mit Beethovens Symphonie Nr. II, in D-dur, eingeleitet. Ihre Wiedergabe durch Generalmusikdirektor Gahlenbeck und das prächtig spielende Orchester verriet eine außerordentlich fleißige und sorgsame Vorarbeit. Die über alle Sätze ausgebreitete Klarheit machte es dem Hörer leicht, die zu kraftvollem Leben erweckte Gedankenfülle des Werkes restlos erkennend zu durchdringen. Mit beglückender Ruhe wurde der langsame Satz musiziert, dessen wundervoller Gesang auf weitem, ruhig strömendem Atem des Orchesters in all seiner Herrlichkeit und Empfindungsstärke erblühte. Man dankte dem Dirigenten und seinem Orchester sehr herzlich für die ausgezeichnete Wiedergabe der Symphonie.
In seinem „Schicksalslied“ für Chor und Orchester hob Johannes Brahms die Worte Hölderlins mit unerhörter Intensität auf die höhere Ebene musikalischen Ausdrucks. Dabei gelang es ihm, den weicher, stiller Resignation zugeneigten Gehalt des Gedichtes mit dem Gefühl seiner starken Männlichkeit zu erfüllen und ihn zu erschütternder Eindruckskraft zu verdichten, die, jenseits allen falschen Pathos, den Hörer in den Bann des „Liedes“ zwingt. Die von leidenschaftlichem Schwunge erfüllte Gestaltung des Werkes durch Hans Gahlenbeck, das Orchester, den Oratorienverein und den Lehrergesangverein hinterließ einen tiefen Eindruck.
Das Tedeum Anton Bruckners, dessen gewaltige äußere Ausmaße keineswegs als inneren Notwendigkeiten entwachsen empfunden werden, wirkt in seiner düsteren Haltung und seinen vielen Klangballungen schier erdrückend. So wird seine schwer zugängliche Welt, die — obwohl auf dem Grunde tiefer Religiosität ruhend — nicht frei ist von Aeußerlichkeiten, vielen verschlossen bleiben. Der Dirigent, das Orchester, die obengenannten Chöre und die ausgezeichneten Solisten Marianne Bergrath (Sopran), Marianne Schröder (Alt), Thorkild Noval (Tenor) und Rudolf Großmann (Bariton) setzten sich hingebend für das Werk ein und erstritten sich einen wohlverdienten Erfolg.
Möge der wohlgelungene Abschluß dieser Konzertzeit ein gutes Omen für die folgende sein. . . . z
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Siehe auch Dr. Engelke.