Philharmonischer Chor Kiel

Flensburger Tageblatt, 13.05.1966

Reger-Huldigung mit zwei Orchestern

Imponierender Ausklang der Sinfoniekonzertreihe 1965/66 in Flensburg

Das neunte und letzte Flensburger Sinfoniekonzert war auf den fünfzigsten Todestag von Max Reger angesetzt, und Generalmusikdi­rektor Heinrich Steiner huldigter er dem nicht nur als Orgelkomponist, sondern auch als Sinfoniker wirklich großen Geist mit zwei Orchestern und mit zwei Reger-Werken. Ein imponierendes Bild von rühmenswer­ter kultureller Eintracht, für die der deutsch-dänische Grenzraum als vorbildlich gilt: das Nordmark-Sinfonie-Orchester und Sønderjyllands Symfoniorkester saßen zusammen auf dem Podium, zu einem Riesen­orchester verbündet, am nächsten Abend erlebte Sonderburg Glei­ches. Es rauschten die Geigen — man durfte an die Prager Praxis den­ken, den Streicherchor so stark wie möglich zu machen, und Steiner nutzte die Gelegenheit, an den Anfang die „Serenade für zwei Orchester“ (op. 95) zu setzen, von denen das eine mit, das andere ohne Dämpfer zu spielen hat. Das nächste Werk waren die „Mozart-Variationen“, die ins wahrhaft Großartige wuchsen, zumal auch der sensible Klang keinesfalls vor dem mitunter gewaltigen Orchester­gewoge in Not geriet. Bei der Serenade spielten zwei Flensburger Blechbläser mit, bei den Variationen op. 132 bewiesen die dänischen Bläser ihr Können (vor allem die Oboistin).

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Mit Anton Bruckners Te Deum in C-Dur für Chor, Soli und Orchester wurde die Konzertsaison 1965/66 der Flensburger Philharmoniker akustisch wie visuell imponierend beschlossen. Mag die Kritik am Aufbau dieses Alterswerkes eines großen, frommen und genialen Mannes manches beanstanden, u. a. die Reminiszenzen an Wagner: die Größe und innere Wahrhaftigkeit steht außer Zweifel. Ihr wurde auch die gediegene Wiedergabe gerecht, für die vor allem der von Norbert Scherlich einstudierte Städtische Chor Kiel und der von Josef Beischer und Heinrich Blum vorbereitete Städtische Chor Flensburg mit Lob bedacht seien. Denn beträchtliche Schwierigkeiten lauern in der Höhe wie in der Tiefe. Die Stimmen aber klangen notenfest und textverständig. Auch dieses Chorbündnis wissen wir wohl zu schät­zen. Die vier Solisten kamen vom Flensburger Opernensemble. Edith Brodersen setzte mit Intensität ihren klaren Sopran und Maryam Hagopian ihre warmtönige Altstimme ein, William Ingle war mit seinem lyrischen Tenor so recht in seinem Element, und Russell Smith gab eine baßkräftige Basis. Zum Te Deum musizierte das Nordmark-Sinfo­nie-Orchester in aufmerksamer Einheit mit Chor und Solisten.

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Viel Beifall gab es und viele Blumen. GMD Steiner gab einen Strauß Nelken spontan weiter an Konzertmeister Arthur v. Freymann, der jetzt in Pension geht. (Was aber nicht ausschließen möchte, daß wir diesen tüchtigen, verdienstvollen Geiger noch oft hören, wenn zuver­lässige und erfahrene Verstärkung nötig wird.)

Dr. Wilhelm Hambach

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Siehe auch (E. v. N.)

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