Philharmonischer Chor Kiel

Kieler Nachrichten, 05.12.1989

Sieben Chöre in

großer Harmonie

Benefiz-Konzert zog 500 Zuhörer in Bann

Altenholz (com) Klassik in der Sporthalle muß nicht zwangsläu­fig den Beigeschmack der Improvisation haben. Percussionsmusik und Carl Orffs „Carmina Burana“, von namhaften Künstlern im Lande am Sonntag im Sportzentrum Altenholz-Stift aufgeführt, rissen das Publikum zu wahren Begeisterungsstürmen hin.

Zugunsten der Aids-Hilfe hatten zahlreiche Künstler zum fast drei­stündigen Konzert geladen: Solisten und Chor der Kieler Bühnen so­wie die Pianisten Kai Ocker und Corinna Stanze, das Studienseminar Kiel, der Städtische Chor Kiel, die Domkantorei Schleswig, der Chor der Pädagogischen Hochschule, die Nordschleswigsche Musikverei­nigung sowie die Kinderchöre des Opernhauses und der Realschule Kronshagen. Und fast 500 Zuhörer kamen. Die Eintrittsgelder kommen über die Aids-Stiftung „Positiv leben“ unheilbar Kranken zugute, die durch ihr Leiden in materielle Not geraten sind.

Binnen einer Stunde konnte das Percussionensemble des Studien­seminars Kiel unter Leitung von Paulgerfried Zulauf auch den letzten Skeptiker davon überzeugen, daß reine Percussionmusik eine ganz besondere Spannung besitzt. Ein Leckerbissen, außerordentlich schwierig zuzubereiten: das Schlagzeugintermezzo aus Schostako­witschs Suite „Die Nase“. „An das Material ist sehr schwierig heran­zukommen“, erläuterte Zulauf.

Nicht minder gebannt waren die Zuhörer und -schauer von der Orff-Aufführung unter der Leitung des Kieler Generalmusikdirektors Klauspeter Seibel. So breit die Besetzung mit sieben Chören, drei Solosängern und den Studienseminaristen, so groß die Harmonie. Die Leistungen der Solisten Henner Leyhe (Tenor), Kirsten Blanck (So­pran) und Olaf Haye (Bariton) waren dem Publikum Zwischenapplaus wert; Blanck und Haye gaben an diesem Abend übrigens ihr Solo­debüt für Musikfreunde aus Kiel und Umgebung: Das Opernhaus hat die beiden jungen Künstler für die nächste Spielzeit engagiert.

Das Bewußtsein für die Gefahr von Aids zu schärfen, hatten sich die Organisatoren des Konzertabends zum Ziel gesetzt. „Auch wenn das öffentliche Interesse abgenommen hat, es handelt sich dabei doch um eine Pseudoruhe“, so Professor Dr. Dr. R. Wille, Aids-Beauf­tragter in Schleswig-Holstein und Schirmherr der Veranstaltung. Auf die Lücken im sozialen Netz, die vor allem junge Erkrankte zu spüren bekommen, machte Rainer Jarchow, Vorstandsvorsitzender der Stiftung „Positiv leben“, aufmerksam. Meist seien die Patienten jung, bekämen oftmals keine Familienunterstützung, seien selbst ver­schul­det und besäßen noch keine Rentenansprüche. Jarchow dankte besonders den Künstlern, die sich in den Dienst der guten Sache gestellt hatten.

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